Die Regenbogenbrücke

Mein kleiner Schatz, vor ziemlich genau 6 Jahren kamst du zu uns.
Ich wollte zu der Zeit unbedingt ein Haustier haben, da die beiden Kaninchen, die wir besaßen, vor längerer Zeit schon über die Regenbogenbrücke gingen. Erst wollte ich eine Katze haben, was meine Eltern nicht erlaubten, weswegen es dann ein Wellensittich sein sollte. Meine damalige Freundin empfahl mir einen Züchter bei uns in der Nähe, bei dem wir auch bald vorbei schauten. Tatsächlich hatte er bei seinen Jungtieren einen dabei, der mir sehr gefiel. Eine kleine Sittichdame mit zimtfarbenen Flecken, die ich Rose genannt hätte. Doch diesen Vogel wollte die Tochter des Züchters behalten, also warteten wir auf das nächste Gelege. In diesem war wieder ein Sittich dabei, an den ich mein Herz verschenkte und das warst du. Ich taufte dich auf den Namen Pieps, da ich einerseits noch jung war und wir andererseits nicht wussten, welches Geschlecht du haben würdest.
Und ich bin sehr froh, dass wir dich genommen haben, denn ich schloss dich schnell in mein Herz und habe dich wirklich abgöttisch geliebt. Noch immer habe ich Bilder von deinem ersten Tag bei uns. Du wirktest etwas verloren, alleine in diesem großen Käfig mit deiner Kolbenhirse. Doch du wurdest ziemlich schnell ein Teil von uns.

Nach ca. einem Jahr wurde klar, dass du einen Gefährten brauchst. Denn als wir einmal im Urlaub waren, kümmerte sich unsere Nachbarin um dich, doch nach einem Tag hörtest du scheinbar auf zu fressen, da du uns so vermisst hast. Deswegen kam letztendlich Jacky zu uns. Von ihr haben wir gedacht, es würde ebenfalls ein Männchen werden, aber so war es schließlich doch nicht. Du hast dich so liebevoll um sie gekümmert, als sie zu uns kam und um ihre verlorene Familie getrauert hat. Mit dir ging es ihr sehr bald wieder besser.
Du bist nie komplett handzahm geworden, aber wenn du deinen Freiflug hattest, kamst du oft zu uns, hast dich aber nie anfassen lassen. Außerdem konntest du sprechen, auch wenn dich kaum jemand außer mir verstanden hat. Dein erstes Wort war „Tschüss“. Das kam davon, weil wir damals, wenn wir irgendwo hin gefahren sind, dir immer zuerst tschüss gesagt haben. Aber auch deinen eigenen Namen konntest du sagen, ebenso wie den von Jacky. Auch hatte ich manchmal das Gefühl, du könntest meinen ebenfalls sagen.

Wir haben versucht, dir ein gutes Leben zu bereiten und ich hoffe, dass uns dies gelungen ist.
Zumindest war ich immer sehr glücklich über dich gewesen und hatte dich von meinen drei Haustieren (später kam noch ein Hund dazu) immer am liebsten. Manchmal haben meine Eltern gedroht, euch wegzugeben, doch diese Vorstellung mochte ich überhaupt nicht, da ich es nicht hätte ertragen können, dich zu verlieren.

Vor zwei Wochen schließlich bemerkte ich ein sonderbares, großes Geschwulst an deiner Brust. Ich hatte unglaubliche Angst um dich und wollte eigentlich da schon mit dir zum Tierarzt fahren. Doch meine Mutter meinte, wir sollten dich doch erst noch beobachten.
Eines Tages meinte ich sogar, etwas Blut an deinen Federn zu sehen, doch als meine Mutter nach Hause kam und ich es ihr zeigte, hattest du deine Federn schon wieder soweit geputzt, dass kaum noch etwas zu sehen war und meine Mutter wollte noch immer nicht zum Tierarzt.
Gestern Abend dann wurde es richtig schlimm. Deine Brust war blutig, ebenso die Federn drum herum und dein Schnabel, überall auf den Stangen im Käfig waren rote Flecken. Nun fuhren wir endlich mit dir zu einer Tierklinik.

Dort bestätigte sich zuerst mal der Verdacht, der mich schon vor zwei Wochen beschlichen hatte: Du hattest einen großen Tumor an der Brust. Die Ärztin erklärte uns, dass es bei solchen Vögeln dann sein kann, dass sie sich so sehr von dem Tumor gestört fühlen, dass sie anfangen, die Haut aufzubeißen, was bei dir wohl der Fall war.
Eine OP käme nicht in Frage. Dafür wäre das Risiko, dass du die Narkose nicht überlebst, einfach zu groß gewesen. Also blieben uns noch zwei Möglichkeiten. Die eine wäre, dass wir dir jeden Tag hätten Schmerzmittel geben müssen, damit du den Tumor in Ruhe lässt, was aber auch keine Garantie dafür wäre, dass du vielleicht noch ein oder zwei Jahre länger bei uns hättest leben können. Doch da du nie handzahm warst, wäre das einfach eine zu stressige Prozedur gewesen.
Es gab keinen Ausweg und so mussten wir uns für die andere Möglichkeit entscheiden. Dich für immer schlafen zu lassen.

Somit bekamst du für die Nacht noch Schmerzmittel, damit wir dich wieder mit nach Hause nehmen konnten. Heute Vormittag war es dann soweit und wir sind in Trauer wieder hin gefahren, um dir die letzte Ruhe zu erweisen.
Du sahst so unglaublich friedlich aus, nachdem du über die Regenbogenbrücke geflogen bist und ich hoffe von ganzen Herzen, dass du nun glücklich bist und keine Schmerzen mehr erleidest. Vielleicht triffst du dort ja die ganzen anderen, Nicki und Hoppel (unsere ehemaligen Hasen), Dusty (der Hund meines Onkels und meiner Tante), Dratini (ein Wellensittich meiner ehemaligen Freundin) und Rudi (der Wellensittich unserer Nachbarn, der erst vor ein paar Tagen gestorben ist und den ich schon seit vielen Jahren kannte).

Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass du nicht mehr da bist und glaube mir, wir vermissen dich alle sehr, insbesondere auch Jacky, die hier nach dir ruft und sich wundert, wo du bist.
Ich wünschte so sehr, dass du noch weitere 6 Jahre bei uns hättest bleiben können.
Es tut mir leid, dass es so kam.

Aber ich werde dich immer lieben und immer in meinem Herzen behalten und bestimmt sehen wir uns wieder, wenn ich dir irgendwann einmal folge. Ich würde mich sehr freuen.

Du warst die Sonne in meinem Herzen.
Ruhe in Frieden, mein kleiner Schatz. ♥

<--in den letzen ecken des Pc´s gefunden XD